Als
ich geboren wurde, war ich noch sehr jung. Meine Eltern waren gerade nicht zugegen. Sie
waren auf dem Feld und holten Kartoffeln. Es war nicht unser Feld, aber wir holten die
Kartoffeln immer dort.
Mein Vater ist
jetzt im Gefängnis, wegen seines Glaubens; er glaubte, er brauche die Miete nicht zu
bezahlen.
Wir sind zu Hause
20 Geschwister. 10 Jungen, 9 Mädchen und ein Blindgänger; der Blindgänger war ich. Wir
schliefen alle in einem Zimmer, mit Gasmaske. Das Handtuch stand gleich hinter der Tür.
Da wir nur ein Bett hatten, war es mit dem Schlafen sehr schwierig. Meine Mutter legte
erst ein Kind ins Bett, nahm es wieder heraus, nachdem es eingeschlafen war und stellte es
an die Wand. Dann kam der nächste dran. Nur mit dem Wecken klappte es nicht immer so
recht. Ich bin einmal 14 Tage stehengeblieben, ohne daß es jemand merkte.
Wir waren auch
eine sehr musikalische Familie. Mein Vater Pianoträger, meine Mutter nähte auf einer
Singer- Nähmaschine. Mein ältester Bruder war Sänger, er sank immer tiefer, jetzt
brummt er schon 3 Jahre. Am musikalischsten war meine kleine Schwester, sie ging schon bei
der Geburt flöten. Unsere Familie war auch sehr intelligent. Ein Bruder von mir war an
der Universität. Er steht dort in Spiritus, denn er hatte 2 Köpfe. Ein anderer Bruder
war Verwandlungskünstler. Er ging mit einem alten Mantel in ein Café und mit einem neuen
wieder heraus. Ein anderer war Klempner. Was er bei Tag klempte, wurde nachts verlötet.
Einer meiner Brüder war im Strandbad beschäftigt. Er steht dort als Brause, denn er hat
einen Wasserkopf. Meine Schwester ist sehr dünn, sie muß zweimal zur Tür hinausgehen,
um einmal gesehen zu werden. Meine älteste Schwester hat Zwillinge, sie sehen sich sehr
ähnlich, besonders das eine. Sie heißen alle Fritz, bis auf Paul, der Emil heißt.
Ich bin auch zur
Schule gegangen und war der Liebling des Lehrers. ich durfte verschiedene Klassen zweimal
besuchen, während die anderen in eine andere Klasse mußten. Einmal wurde in der
Geschichtsstunde gefragt, was Goethe von Beruf gewesen ist. Ich antwortete:
"Damenschneider". "Warum?" Ich sagte: "als er in Gretchens Zimmer
kam, sagte er, hier will ich säumen." In der Rechenstunde fragte mich der Lehrer:
"Wenn du beim Bäcker 10,- DM, beim Fleischer 20,- DM und beim Kaufmann 40,- DM
Schulden hast; wieviel Schulden hast du dann insgesamt?" Ich antwortete: "Das
weiß ich nicht, wenn es soweit ist, ziehen wir meistens um."
Als ich aus der
Schule kam, ging ich zu einem Schmied in die Lehre. Er gab mir einen Hammer und sagte:
"Wenn ich nicke, schlägst du zu!". Er nickte nur einmal.
Dann wurde ich
Fotograf. Es kam einer zu mir und fragte, ob ich seine Familie vergrößern wollte. Ich
sagte ihm, daß der das machen soll, der das begonnen hat. Dann wurde ich Vertreter. Mein
Chef war sehr neugierig und fragte, was ich früher von Beruf gewesen sei. Ich habe den
Ölsardinen die Augen geschlossen, bevor sie in die Büchsen kamen. Ihm fiel auf, daß ich
eine sehr langsame Aussprache habe. Er fragte: "Geht bei ihnen überhaupt etwas
schnell?" Ich sagte: " Ja, ich werde sehr schnell müde." Um 8.00 Uhr nahm
ich mein Frühstück ein. Da kam der Chef und brüllte: "Hier gibt es kein
Frühstück!" "Das dachte ich mir," sagte ich, "darum habe ich mir
meines gleich mitgebracht." Dann bin ich zur Bühne gegangen. Da hatte ich in dem
Stück zu sagen: "Sie kommen noch nicht!" Bei der Generalprobe habe ich gefehlt.
Dann kam die Premiere. Als ich auf die Bühne kam, war in der Mitte ein Kasten, aus dem
eine Frau mit einer Brille heraussah. Sie flüsterte mir zu: "Sie kommen noch
nicht!" Da habe ich mir gesagt, dann eben nicht, und bin gegangen. Der Direktor
sagte, ich sei unbezahlbar. Ich habe auch kein Geld bekommen. Aber er hat mir persönlich
die Hand gedrückt, und zwar mitten ins Gesicht.
Wenn man nichts
kann und nichts weiß, bleibt einem nur der letzte Ausweg. So bin ich Polizist geworden.
Mein Wachtmeister zeigte mir mein Revier. "Dort bis zu dem roten Licht reicht ihr
Revier. Das müssen sie abgehen!" Ich bin es abgegangen. Nach 14 Tagen war ich wieder
zurück, denn das rote Licht war das Rücklicht eines Spediteurs, der nach Leipzig fuhr.
Neulich war ich
bei einer Familie zu Besuch, die war sehr sparsam. Nur um einen Hund zu sparen, gehen sie
nachts vor's Haus und bellen. Wenn sie abends im Bett noch lesen, machen sie jedesmal das
Licht aus, wenn sie umblättern.
In einem Warenhaus
traf ich Karl und sah gerade, wie er ein paar Socken einsteckte. Ich sagte ihm, daß man
das doch nicht machen darf. Er meinte, ob ich nicht lesen könne. Auf dem Schild steht
doch "Maus - graue Socken, solange der Vorrat reicht!"
In der letzten Zeit konnte ich
mich selbst nicht mehr leiden. Gestern habe ich mich auf der Straße stehenlassen und bin
allein weitergegangen. Dann tat ich mir leid und wollte mich wiederholen, doch als ich
mich umsah, war ich jedoch nicht mehr da.
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